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Version vom 2. Oktober 2013, 21:58 Uhr
Ein Chat ist aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive keine schriftliche Kommunikationsform, sondern ein getipptes Gespräch ([1]). Er bezeichnet die direkte und wechselseitige Kommunikation mit Teilnehmern über das Internet in Echtzeit (synchrone Kommunikation). Die Textnachrichten werden den Nutzern sofort und in chronologischer Reihenfolge angezeigt. Die Teilnehmer wechseln zwischen der Rezipienten- und der Produzentenrolle. In Chaträumen, auch Channels genannt, werden verschiedene Teilnehmer zusammengeschaltet, die sich dort zu bestimmten Themen äußern. Verhaltensregeln im Chat werden in einer sogenannten Chatiquette festgelegt.
Technische Grundlagen
Instant Messenger Systeme
Alle Teilnehmer des Chats haben eine entsprechende Software auf ihrem Rechner installiert und sich bei den jeweiligen Diensten als Benutzer angemeldet. Bekannte Anwendungsprogramme für Chats sind "I Seek You" (ICQ) oder MSN Messenger.
Internet Relay Chat Programme (IRC)
Die Kommunikationspartner verbinden sich mittels einer Client-Software mit dem Server. Dabei sind die Clients meist webbasiert, d.h. es ist keine Softwareinstallation erforderlich, da sie über den Browser bedient werden.
Es muss beachtet werden, dass die übermittelten Daten (Anmeldedaten, Chatprotokolle, eventuell hochgeladene Dateien, etc.) auf den Servern der externen Anbieter liegen.
Es wird empfohlen, zur Nutzung eines Chats die universitätseigenen Möglichkeiten zu nutzen. Chats können zu Veranstaltungen in Stud.IP oder zu einem Kurs in ILIAS angelegt werden. Näheres dazu findet sich unter dem Punkt Workflow.
Einsatzszenarien
Betreuung/ Virtuelle Sprechstunde
Eine virtuelle Sprechstunde per Chat kann ortsungebunden stattfinden und bietet sich an, wenn der Aufwand für ein reales Treffen zu groß ist (z.B. lange Anreise und Wartezeiten). Online-Sprechstunden können auch eingesetzt werden, um Fragen zu Lerninhalten oder Aufgaben kurzfristig zu klären. Dozenten können die Sprechstunde per Chat mit einem Studierenden allein, oder mit einer Gruppe von Studierenden durchführen, zum Beispiel um die Projektarbeit eines Teams zu betreuen. Chatsprechstunden sollten nur nach vorheriger Terminabsprache und mit einer überschaubaren Teilnehmerzahl durchgeführt werden.[2].
Tutorium
Eine virtuelle Sprechstunde kann auch als studentisches Tutorium genutzt werden, indem Studierende die Fragen beantworten. Wenn die Dozenten dabei selbst im Chat anwesend sind oder die Qualität der Antworten im Protokoll überprüfen, können die Antworten in die Leistungsbewertung der Studierenden einfließen.
Diskussion
Allgemein dienen Diskussionen im Lernbereich dazu, eine eigene Position beziehen zu lernen und gegenüber anders Denkenden respektvoll zu argumentieren. Eine Diskussion im Chat erfolgt gleichberechtigt zwischen allen Teilnehmern oder durch einen Moderator, der die Reihenfolge der Fragen und Antworten steuert und Fragen zur Beantwortung auswählt. Eine Diskussion kann dabei ergänzend, in vollständig virtualisierten Szenarien auch ersetzend, zur Präsenzveranstaltung durchgeführt werden. Diskussionen können zum Beispiel vor Beginn neuer Themenblöcken in der Lehrveranstaltung sinnvoll sein, um zu erfahren, welche Vorstellungen und welches Vorwissen die Studierenden zu dem Thema haben. Die Informationen können dazu dienen, Themenkomplexe zu extrahieren, die für die Studierenden von besonderem Interesse sind. Eine Diskussion kann auch zum Ende der Veranstaltung wiederholt werden, um zu sehen, ob sich eventuell Meinungen auf Basis des Erlernten verändert haben.
Eröffnungs-/Begrüßungschat
Bei Veranstaltungen, die komplett virtuell oder nicht mit einer Präsenzveranstaltung beginnen, können in einem vorher bekanntgegebenen Eröffnungs-/Begrüßungschat der Ablauf der Veranstaltung erläutert und organisatorische Fragen geklärt werden.
Brainstorming
In einem Brainstorming-Chat können die Teilnehmer alle Ideen zu einem Thema sammeln ohne sie zu selektieren. Dies ist besonders zu Beginn einer Veranstaltung sinnvoll. Eine Selektion und Auswertung der Stichpunkte und Ideen (die sofort im Chat-Protokoll zu Verfügung stehen) erfolgt anschließend. Ein Brainstorming-Chat kann auch kursbegleitend eingesetzt werden, um z.B. ein Projekt einzuführen, dem Strukturieren der anschließenden Arbeit zu dienen und/oder das Rohmaterial für spätere Projekte zu produzieren. Ein Vorteil beim Brainstorming per Chat ist, dass die Zusammenarbeit aufgrund des Tipp-Aufwandes wesentlich konzentrierter verläuft als in einem Gespräch. Außerdem wird gewährleistet, dass alle zu Wort kommen
Lassen Sie die Studierenden vorher Fragen vorbereiten und in einem Forum sammeln. Übermitteln Sie dem Experten ggf. vorab die wichtigsten Fragen. Legen Sie fest, wer und in welcher Reihenfolge die Fragen gestellt werden.
Lassen Sie vor der Bereitstellung des Chatprotokolls für die Studierenden die Experten ggf. noch mal das Protokoll bearbeiten.Hochschulübergreifende Projekte/ Praktikumsprojekte
Wenn die Teilnehmer einer Veranstaltung örtlich verstreut sind, können per Chat Kontakte zwischen den einzelnen Teilnehmern aufgebaut werden, bzw. kann sich die ganze Seminargruppe im Chat treffen. Fragen und Aufgaben werden besprochen oder gefundene Lösungen reflektiert. Dozenten können so in Erfahrung bringen, ob die Studierenden das Gelernte anwenden können, welche Fragen es gibt oder ob Unterstützung benötigt wird.
Expertenchat
Ein Experteninterview per Chat zu führen bietet sich vor allem dann an, wenn der Interviewpartner weit entfernt ist oder nur wenig Zeit hat. Über eienn Expertenchat können Studierende Kontakt zu anderen Universitäten, Forschungsgruppen oder Praktikern aus Wirtschaft und Kultur aufnehmen und mit ihnen Fragen und Probleme erläutern, die zum Teil über den wissenschaftlichen Lehrauftrag des Dozenten hinausgehen.
Rollenspiele
Es kann auch ein „falsches“ Experteninterview stattfinden, in dem einer der Studierenden die Rolle des Experten übernimmt. Dies dient zur Stoffvertiefung und Lernkontrolle. Alle Nicht-Experten müssen dabei gut vorbereitet sein und dem Experten Fragen stellen, mit denen der Lernstoff wiederholt und abgefragt wird. Der Dozent sollte dabei stets anwesend sein und Feedback geben.
Didaktische Konzeption
Der Einsatzzweck ( also welche Veranstaltung wie ergänzt werden soll ) bestimmt die Inhalte und Ziele des Chats. Es muss beachtet werden, welche Vorteile sich einem Chatter gegenüber anderen Kommunikationsmöglichkeiten bieten und welche didaktische Rolle ihm in der Veranstaltung zukommt. Jeder Chatteilnehmer kann jederzeit von der Rezipienten- in die Produzentenrolle wechseln, woraus eine dialogische Kommunikationssituation resultiert. Chatnachrichten sind eine schriftliche Form einer mündlichen Äußerung und selten so ausformuliert wie beispielsweise in E-Mails oder Foren. Daher wird der Kommunikation via Chat eher ein informeller Charakter zugeschrieben (Draheim, Gaiser & Beuschel, 2001). Aufgrund dieser Besonderheiten müssen beim Einsatz eines Chats die Vor- und Nachteile abgewogen werden.
Vor- und Nachteile beim Einsatz eines Chats
Vorteile | Nachteile | |||||||
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Situation |
Alle Beteiligten können von den Fragen und Antworten profitieren |
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Struktur |
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Ablauf |
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Inhalt |
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Ausdruck
Orthografie
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Organistaion |
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Sozialformen
Der Chat kann sowohl für Einzel -(1:1 – Gespräch, Dozent-Student) als auch Partner- und Gruppenarbeit (n:1 Befragung;; n:m Seminardiskussion) verwendet werden.
Empfehlung für Kombinationen mit Tools
Ein Chat lässt sich in allen Veranstaltungsformaten (Vorlesungen, Seminare, Übungen, Praktika etc.) einsetzen. Ergebnisse aus Chatsitzungen können in einem Wiki gesammelt werden. Oft ist es notwendig, dass neben Äußerungen auch Daten ausgetauscht werden. Einige Instant-Messenger bieten eine solche Funktion an. In der Dateiablage einer Veranstaltung in Stud.IP können alle Dateien angeboten werden. Zur besseren Übersicht befinden sich so alle Informationen an einer zentralen Stelle.
Anforderungen
Um den Chat optimal einzusetzen muss der Lehrende sich über die Vorteile und Nachteile der synchronen Kommunikationsform – insbesondere des Chats - bewusst sein. Der Gesprächsverlauf im Chat erfolgt schnell, oft sind mehrere Personen daran beteiligt. Alle Teilnehmer müssen dem Geschehen folgen können. Ab einer kritischen Anzahl von Personen im Chat wird eine sinnvolle Kommunikation schwierig. In dieser Situation wird empfohlen, dass der Zugang zum Chat beschränkt wird bzw. der Lehrende den Ablauf im Chat strukturiert und moderiert (E-Moderation).
Technische Anforderungen
Die technischen Anforderungen sind gering. Die Einrichtung und Benutzung von Chats ist unkompliziert. Zur Nutzung des Chats müssen alle Teilnehmer ( auch für längere Zeit) über eine Internetverbindung verfügen. Dabei reicht eine geringe Übertragungsrate aus, da nur kleine Datenmengen übermittelt werden. Bei einigen Chats besteht die Möglichkeit der Übertragung von Dateien. Soll von dieser Funktion Gebrauch gemacht werden, muss eine ausreichende Datenübertragungsgeschwindigkeit vorhanden sein. Es kann allerdings vorkommen, dass Nachrichten simultan oder zeitlich verzögert angezeigt werden, was zu einer erschwerten interpersonalen Kommunikation führen könnte.
Workflow
Allgemein
Der Zeitaufwand für die Durchführung eines Chats hängt davon ab, wofür der Chat eingesetzt wird. Wenn Kenntnisse im Umgang mit einem Chat vorhanden sind, ist der zusätzliche Zeitaufwand für die Einrichtung und den Umgang eher gering. Auch eine Chatiquette brauch meist nur einmal erstellt werden. Die meiste Zeit wird für die Konzeptionierung benötigt. Abbildung 1 zeigt mögliche Aufgaben, untergliedert nach Vorbereitung, eigentliche Durchführung und Nachbearbeitung.
Vor | Während | Nach |
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Einrichten eines Chats in Stud.IP oder ILIAS
Stud.IP
In Stud.IP gibt es die Möglichkeit, speziell zu einer Veranstaltung einen Chatraum anzulegen. Gegen Sie dazu in Ihre Veranstaltung und klicken Sie in der Reiter-Navigation auf das Plus (siehe Abb. 1). Aktivieren Sie den Chat für die Veranstaltung in Sie in der Spalte Chat auf "an" klicken. Bestätigen Sie Ihre Auswahl anschließend indem Sie auf "übernehmen" klicken.(Abb. 2)
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Wechseln Sie nun wieder in die Übersicht Ihrer Veranstaltung. Dort finden Sie den angelegten Chatraum (Abb. 3). Dieser kann von allen Teilnehmern der Veranstaltung betreten werden. Beim Betreten des Chatraums öffnet sich ein neues Fenster.(Abb. 4)
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Neben diesem Chatraum für Veranstaltungen gibt es noch andere Möglichkeiten von Chaträume zu nutzen.
Persönlicher Chatraum
In der Profilanzeige eines jeden Nutzers gibt es bereits einen eingerichteten Chatraum.(sieh Abb. 5) Dieser kann beispielsweise für Online-Sprechstunden genutzt werden. In Ihren persönlichen Chat sind Sie der Administrator. Um hier mit anderen Nutzern zu chatten, müssen Sie diese einladen.
Weitere Hinweise dazu findet man auf der Seite Chats in Stud.IP
Allgemeine Chaträume
Über allgemeine Chaträume können sich alle angemeldete Stud.IP-Nutzer nutzen austauschen. Sie sind für jeden innerhalb von Stud.IP zugänglich.
ILIAS
Chat an einen ILIAS-Kurs anbinden
Derzeit ist der Chat auf der Lernplattform ILIAS nicht aktiviert, Sie können stattdessen den Chat in Stud.IP nutzen. |
Um einen Chat an einen Kurs im ILIAS anzubinden, muss dieser erst ausgewählt werden. Nach der Auswahl des Kurses auf dem persönlichen Schreibtisch können Sie über "Neues Objekt hinzufügen" die Option "Chatraum" auswählen.
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Auf der sich öffnenden Seite haben Sie die Möglichkeit einen Titel einzugeben und optional eine Beschreibung hinzuzufügen. Nach Betätigung der Schaltfläche „Chatraum anlegen“ wird dieser angelegt.
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Chat an eine ILIAS-Gruppe anbinden
Das Anbinden eines Chats ist nicht nur in Kursen möglich, sondern auch in Gruppen. Der Workflow ist identisch mit dem Anbinden an einen Kurs. Die Gruppe zu der Sie den Chatraum hinzufügen möchten, können Sie über die Übersicht ihres Persönlichen Schreibtisches aufrufen.
Literatur
- ↑ Storrer, Angelika, Getippte Gespräche oder dialogische Texte? Zur kommunikationstheoretischen Einordnung der Chat Kommunikation. In: A. Lehr & M. Kammerer, et al. (Hrsg.). Sprache im Alltag. Beiträge zu neuen Perspektiven in der Linguistik. Berlin u.a.: de Gruyter., 2001
- ↑ Metz, B., Pfeiffer, J., Staiger, M., Wichert, A. (2004): Lesen, Schreiben und Kommunizieren im Internet. Theorie und Praxis teilvirtueller Hochschullehre . Herbolzheim: centaurus verlag
- ↑ Reinmann-Rothmeier, G., Nistor, N. & Mandl, H. (2001): Ein virtuelles Hochschulseminar zur Einführung in das Wissensmanagement. In G. Reinmann-Rothmeier & H. Mandl (Hrsg.). Virtuelle Seminare in Hochschule und Weiterbildung. Drei Beispiele aus der Praxis (S. 27 – 67). Bern