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Aktuelle Version vom 2. Oktober 2013, 21:58 Uhr
Die Motivationsdiagnostik zielt darauf ab, Faktoren zu erheben, die Richtung und Antrieb von Verhalten bei Individuen bestimmen.
Das von Rheinberg (2004[1]) aufgestellte Modell zur Motivationsdiagnostik kann zur Aufdeckung möglicher Motivationsdefizite der Lernenden genutzt werden.
Rheinberg schlägt eine diagnostische Makrostruktur zur aktuellen Motivation anhand von sieben Fragen vor.
Frage 1 – Tätigkeitsanreize |
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Frage 1 bezieht sich auf die Anreize, die sich aus der Tätigkeit selbst ergeben. Lernende sind in der Regel hinreichend motiviert, eine Tätigkeit auszuführen, die per se als angenehm oder genussvoll empfunden wird. Diese Form der Motivation wird als intrinsische oder tätigkeitsorientierte Motivation bezeichnet. Beim Motivationsdesign digitaler Lernumgebungen kann dabei zwischen der intrinsischen Motivation hinsichtlich der Beschäftigung mit einem Inhalt (z.B. weil dieser neugierig macht oder interessant ist) und hinsichtlich der Ausführung einer Tätigkeit (z.B. weil das Spielen eines Lernspieles Spaß bereitet) unterschieden werden. |
Frage 2 – Fremdkontrolle |
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Frage 2 berücksichtigt die Tatsache, dass Handeln durch das soziale Umfeld external reguliert wird. Eine fremdkontrollierte Aktivität ist motiviert durch Erwartungen, die andere Personen in den Lernenden setzen und/oder durch deren Sanktionierungsmöglichkeiten (wie z.B. über die Kontrolle von Ressourcen wie Gehalt, oder Schulnoten). Eine systematische Fremdkontrolle von Lernenden wird zwar oftmals kritisch gesehen, ist jedoch zielführend, wenn per se unattraktive Tätigkeiten subjektiv keine lohnenden Folgen bieten. |
Frage 3 – Ergebnisse |
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Frage 3 zielt auf das potentielle Ergebnis der Tätigkeit ab. Wenn die Tätigkeit nicht intrinsisch motivierend ist und keine Fremdkontrolle stattfindet, muss sie zumindest auf ein klares Ergebnis hinauslaufen, ansonsten ist ein vollständiges Motivationsdefizit beim Lernenden vorprogrammiert. Dies hat zur Folge, dass die Tätigkeit nicht durchgeführt wird. |
Frage 4 – Folgeanreize |
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Frage 4 befasst sich mit dem Anreiz der Tätigkeitsfolge. Wenn die möglichen Folgen (z.B. materielle oder soziale Folgen, Selbst- oder Fremdbewertungen) einer Handlung hinreichend erstrebenswert erscheinen und eng an die Ergebniserreichung gekoppelt sind, werden sie motivational wirksam. Dass eine Handlungsfolge als Motivationsquelle dient, kann dem Lernenden dabei voll bewusst sein. In diesem Fall handelt er rational zweckorientiert. Folgeanreize können jedoch auch nur partiell oder gar nicht bewusst sein. Beinhaltet die Lernaktivität jedoch weder Tätigkeits- noch Folgeanreize, liegt ein Anreizdefizit vor. |
Frage 5 – Wirksamkeitserwartung |
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Folgeanreize führen nur dann zu einer Lernaktivität, wenn es dem Lernenden als hinreichend wahrscheinlich erscheint, das folgenvermittelnde Ergebnis durch das eigene Handeln erreichen zu können. Ist der Lernende dagegen der Meinung, dass er das Ergebnis trotz aller Anstrengung nicht erreichen kann, besteht ein Wirksamkeitsdefizit. |
Frage 6 – widerstandsfreie Zweckhandlung |
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Wenn eine Tätigkeit mit Ergebnissen einhergeht, die erreichbar erscheinen und deren Folgen lohnend sind, ist eine gute Motivationsbasis für erwünschtes Verhalten geschaffen. Verursacht die Tätigkeit keine besonderen psychischen Kosten (weder die Tätigkeit noch deren Ausführung wird als aversiv empfunden, kein hoher Ausführungswiderstand) führt dies zu einer selbstgesteuerten Zielaktivität. |
Frage 7 – Willensanforderungen |
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Zur Ausführung einer Tätigkeit, die hohe psychische Kosten verursacht, benötigt der Lernende Kompetenzen, die die Handlungsdurchführung trotz des inneren Widerstands und/oder Schwierigkeiten bei der Realisation ermöglichen. Hierbei sind bewusste Willensprozesse zur Überwindung der inneren/äußeren Widerstände nötig. Hat der Lernende diese Kompetenzen nicht, liegt ein Volitionsdefizit vor. Der Lernende wird dann die Grillrunde mit den Freunden nicht verlassen, um die Lernaufgabe im E-Learning-Szenario zu bearbeiten, auch wenn ihm die Folge (gute Note) als durchaus lohnend und erreichbar erscheint. Solche Prozesse der Selbstregulation bzw. Volition können jedoch trainiert werden. |
Literatur
- ↑ Rheinberg, F. (2004). Motivationsdiagnostik. Göttingen u.a.: Hogrefe Verlag.