Opencast Matterhorn

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Opencast ist ein professionelles System zur automatischen Vorlesungsaufzeichnung aus dem OpenSource-Bereich. Durch die Automatisierung der Aufnahme und Distribution wird der Aufwand einer Aufzeichnung sehr gering gehalten. Somit ist für die Dozierenden auch kein tieferes technisches Verständnis nötig, um Vorlesungen, Seminare oder Veranstaltungen aufzeichnen zu lassen.

Einleitung

Opencast ist ein Projekt der Opencast Community, welche beständig wächst und gegenwärtig einige Hundert internationale Hochschulen umfasst. Das System wurde 2009 unter der Schirmherrschaft der UC Berkley von insgesamt 13 internationalen Hochschulen entwickelt. Im deutschsprachigen Raum befinden sich darunter die ETH Zürich und die Universität Osnabrück.

Insgesamt ist die Entwicklung von Opencast von einer starken Dynamik geprägt, sodass häufige Updates und Verbesserungen geliefert werden.

Aufzeichnung

Das Grundprinzip des vollautomatischen Prozesses ist eine zeitgesteuerte Aufzeichnung. Dabei werden vor einer Aufnahme die Zeit und der Raum der jeweiligen Veranstaltung in das System eingegeben. Die Aufzeichnung startet und endet daraufhin automatisch. Es können bis zu drei unterschiedliche Signale parallel und synchron aufgezeichnet werden. So wird in der Regel das Audio- und das Videosignal der verwendeten Präsentationsmedien aufgezeichnet. Bei Bedarf kann zudem das Videosignal einer festinstallierten oder mobilen Kamera verwendet werden. Dies eignet sich vor allem dann, wenn z.B. die Tafel benutzt wird. Je nach Aufzeichnungsgerät ist es zudem möglich, die Aufnahme manuell zu starten.

Die offene Struktur von Opencast ermöglicht es, eine Vielzahl von kompatiblen Aufzeichnungslösungen zu verwenden. Diese reichen von OpenSource-Software bis zu Hardware kommerzieller Anbieter. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg kommen folgende Systeme zur Anwendung:

NCast

NCast ist eine amerikanische Firma, die sich auf die Herstellung von Geräten zur Vorlesungsaufzeichnung und Livestreaming spezialisiert hat. Die Geräte dieses Unternehmens können für Opencast konfiguriert werden, so dass sie sich in den automatisierten Prozess integrieren lassen. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wird der NCast PR-HD Basic Dual als festinstallierter Rekorder im Hörsaal eingesetzt. Er bietet eine Vielzahl an analogen und digitalen Schnittstellen (VGA, HDMI, DVI, DisplayPort), lässt sich in die Hörsaal-Mediensteuerung integrieren und zeichnet in HD-Qualität auf. Zusätzlich kann die Aufzeichnung bei Bedarf live ins Internet übertragen werden.

TheRec

TheRec ist eine Entwicklung vom Zentrum für Informationsmanagement und virtuelle Lehre der Universität Osnabrück (virtUOS) und dem ELAN e.V. Es ist eine freie Windows-Software, mit der verschiedene Video- und Audioquellen gleichzeitig aufgezeichnet werden können. Dabei ist die Anzahl der Quellen von der Leistung des Computers abhängig. Die Integration in Opencast erfolgt bislang nur manuell. Über ein weiteres Tool, die Matterhorn Remote Inbox, können die Aufzeichnungen per Knopfdruck zum Opencast-Server übermittelt werden.

Manueller Upload

Neben den voll- oder teilautomatisierten Aufzeichnungssystemen besteht zusätzlich die Möglichkeit, manuell vorproduzierte Videodateien per Upload zum Opencast-Server zu übermitteln.

Verarbeitung

Die Daten werden nach der Aufzeichnung entweder automatisch oder manuell auf den Opencast-Server übertragen. Hier stehen verschiedene Möglichkeiten der Weiterverarbeitung zur Verfügung. Da sich bei der zeitgesteuerten Aufnahme unausweichlich Karenzzeiten ergeben, besitzt Opencast ein integriertes Tool zum Trimmen. Die Pausen, die sich vor und nach der Vorlesung ergeben, können damit einfach weggeschnitten werden. Auch das Entfernen von Teilstücken im Video ist möglich, falls Lehrende bestimmte Teile der Veranstaltung nicht veröffentlichen wollen. Nur bei Sonderfällen, in denen Bild- oder Tonkorrekturen vorgenommen werden müssen, ist ein tieferes Eingreifen in die Aufzeichnung notwendig. Die geschieht, indem die einzelnen Audio- und Videodateien manuell aus dem System herausgezogen und in einem Videoschnittprogramm bearbeitet werden.

Analyse

Ein Teil des Verarbeitungsprozesses ist die Analyse der Aufzeichnung. So bietet Opencast die Möglichkeit, Kapitel anzulegen, die bei Folienwechseln automatisch generiert werden. Der Betrachter kann dadurch später bequem in der Aufzeichnung navigieren und gezielt Bereiche ansehen. Zusätzlich lässt sich eine Texterkennung des Präsentationsvideos bzw. der aufgezeichneten Folien integrieren, wodurch bestimmte Stellen im Video durch die Schlagwortsuche angesprungen werden können.

Distribution

Die aufgezeichneten Videos lassen sich vielfältig veröffentlichen. Dies reicht von den verschiedenen Lernmanagementsystemen bis hin zu den verschiedensten Videoplattformen. Wiederum kann dieser Prozess automatisiert werden, wobei in bestimmten Fällen ganze Serien mit den zugehörigen Metadaten an die jeweilige Plattform übergeben werden. Die Videos lassen sich zudem mittels der Embed-Funktion (Verlinkung per html-code bzw. iframe) in jede beliebige Internetseite integrieren. Öffentliche Vorlesungsaufzeichnungen werden an der Martin-Luther-Universität auf der Videoplattform OpenLecture bereitgestellt.

Universitätsintern

Als Technologie für das verbreiten und abrufen der Videos wird an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Verbindung mit Opencast ein Red5-Streaming-Server verwendet. Der Vorteil des Streaming gegenüber progressivem Download (z.B. durch das Verlinken zu Videofiles auf Webservern) ist, dass die Videodaten nicht auf dem PC komplett heruntergeladen werden müssen, was bei geringer Bandbreite der Internetverbindung zu erheblichen Lade- bzw. Wartezeiten führen kann. Somit kann auch, sobald die Verbindung zum Streaming-Server steht, an jede beliebige Stelle in dem Video gesprungen werden.

LMS Stud.IP / ILIAS

Universitätsextern

RSS- und Atom-Feeds Youtube / iTunesU anpassbar

Player

Der Opencast-Player bietet zahlreiche Funktionen, mit deren Hilfe das aufgezeichnete Material bedarfsoptimiert und weitestgehend barrierefrei angesehen werden kann.

Geschwindigkeit

Durch die Anpassung im Player wird die Wiedergabe in Bild und Ton verändert. Eine Erhöhung der Geschwindigkeit ermöglicht beispielsweise die Suche nach bestimmten Stichworten oder lässt die Entwicklung eines Tafelbilds nachvollziehen. Eine niedrigere Wiedergabegeschwindigkeit kann vor allem für Nicht-Muttersprachler zum Verständnis beitragen oder das Mitschreiben von Definitionen und anderen wichtigen Passagen erleichtern. Durch die gleichzeitige Verlangsamung des Videobildes können schnelle oder komplizierte Abläufe (wie etwa bei naturwissenschaftlichen Experimenten) besser analysiert werden.

Bildgröße

Die Größe der beiden Videostreams (Kamerabild und Präsentationsmitschnitt) im Player kann auf verschiedene Weisen angepasst werden, damit der Fokus stets auf den jeweils wichtigsten Inhalten liegt:

  • nur ein Videostream in maximaler Größe
  • beide Videostreams gleich groß nebeneinander
  • ein Videostream größtmöglich mit einer Miniaturansicht des anderen Streams daneben

Zudem kann in die einzelnen Videostreams hineingezoomt werden, was bespielsweise bei kleinteiligen Grafiken in der Präsentation oder schwer lesbarer Schrift auf der Tafel hilft. Auch bei der Wiedergabe von komplizierten Abläufen an kleinteiligen Modellen kann eine Vergrößerung die Nachvollziehbarkeit steigern, wobei die Grenzen nur in der Auflösung und Ausrichtung der Kamera liegen.