Massive Open Online Course

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Ein Massive(ly) Open Online Course (MOOC) ist eine Lehrveranstaltungform, die drei Voraussetzungen erfüllen muss. Der Kurs muss

  1. „massiv“ sein (eine große Teilnehmerzahl haben),
  2. „offen“ sein (keine Zugangsveraussetzung bzw. frei nutzbares Material) und
  3. „online“ stattfinden.

Im Jahr 2012 wurde von der New York Times das Year of the MOOC ausgerufen. Es wurde spekuliert, dass diese neue Art der Wissensvermittlung zu einem Umdenken auf dem Gebiet der (Weiter-)Bildung führen würde. Doch die von der Presse angesprochenen MOOCs unterscheiden sich stark von dem ursprünglichen Konzept.


Der Begriff

Der Begriff MOOC wurde von David Cormier im Jahre 2008 geprägt. D. Cormier ist ein Mitarbeiter von George Siemens und Stephen Downes, den beiden Initiatoren der weltweit ersten Lehrveranstaltung, Connectivism and Connective Knowledge, die den Namen MOOC verdient. Dieser Kurs hatte damals über 2.200 Teilnehmer.

Die Definition von Cormier bezieht sich auf einen kostenlosen Onlinekurs, mit einem festen Start- und Endtermin, der jedem Menschen Zugang gewährt, unabhängig vom Bildungsstand. Desweiteren soll die Veranstaltung „massiv“ sein, also eine große Teilnehmerzahl haben (man spricht auch von ca. 150 Teilnehmer, der sogenannten Dunbar-Zahl), damit sich die Lernenden vernetzen und miteinander interagieren und voneinander und miteinander lernen können. Der Fokus liegt hier auf der Interaktion, der Erarbeitung von Wissen und dem Sammeln von Ergebnissen oder dem Erstellen von Ergebnissen. Diese Definition trifft heute vor allem auf die sogenannten „connectivist MOOCs“ oder cMOOCs zu.

Unterscheidung von xMOOCs und cMOOCs

Die Unterteilung in verschiedene MOOC-Typen – vorrangig die Unterscheidung zwischen xMOOCs und cMOOCs – geht auf einen Onlinekurs von Peter Norvig und Sebastian Thrun aus dem Jahr 2011 zurück. Ihr Kurs A.I. – Artificial Intelligence an der University of Stanford wurde als Onlinekurs für jeden angeboten und erhielt einen unerwartet hohen Zulauf: über 160.000 Teilnehmer registrierten sich für den Kurs und lösten damit den Hype um die MOOCs aus. Mit dem Aufkommen der großen MOOC-Plattformen im Internet, allen voran Udacity, Coursera und edX, kam auch ein neuer Typ MOOC auf: der „extended MOOC“ oder xMOOC. xMOOCs sind zumeist Kurse, die von Universitäten ausgerichtet werden und auf verfügbarem Kursmaterial basieren. Auch die Vermittlungsmethode entspricht eher dem klassischen Frontalunterricht als neueren kollaborativen Lehrmethoden. Die Inhalte werden zumeist als Videos vorbereitet und (eventuell) mit weiteren Zusatzaufgaben oder Tests angereichert. Die Teilnehmer lernen durch Videolektionen und arbeiten sich durch das zur Verfügung gestellte Material. Eine Interaktion – weder mit den Lehrenden, noch zwischen den Lernenden – findet nur unzureichend statt. Die Kursinhalte bei den xMOOCs stehen typischerweise nicht außerhalb der Kursplattform zur Verfügung. Das Ergebnis eines xMOOCs sind immer und für alle gleich.

cMOOCs sind thematisch, organisatorisch und kommunikativ offener gestaltet. Sie sind offen und flexibel gestaltet und orientieren sich an den Interessen der Lernenden. Lernende sind angehalten sich über verschiedene digitale Plattformen aktiv zu beteiligen. Die Beiträge können als Tweets, Blogbeiträge, Wikieinträge, Kommentare, etc. erfolgen, werden von den Kursbetreuern moderiert und via Email oder Newsletter oder einem ähnlichen Aggregator allen Kursteilnehmern zur Verfügung gestellt. Ziel ist einen Rahmen zu setzen in dem sich Kursteilnehmer vernetzen und austauschen und wo sie mitmachen, Erfahrungen oder Ideen teilen und kollaborieren können. Die Ergebnisse sind, genau wie der Kurs selbst, offen und flexibel gehalten.

Eine weitere Möglichkeit der Unterscheidung sind die Ausrichter des Kurses. xMOOCs werden häufiger von Universitäten und Hochschullehrenden angeboten, die auf vorbereitetes Material zurückgreifen können. cMOOCs hingegen werden auch von Personen ausgerichtet, die ein Interesse an einem bestimmten Thema haben und sich mit anderen Menschen darüber austauschen und mehr Wissen generieren wollen.

Kein MOOC–Typ ist besser als der andere, sie sind nur verschieden.

Geschäftsmodelle

Obwohl die meisten MOOCs für den Lernenden kostenfrei sind, fallen für die Produktion zum Teil erhebliche Kosten an. Insbesondere die gewinnorientierten Organisationen, die MOOCs anbieten, müssen also über kurz oder lang diese Kosten durch Einnahmen übertreffen. Bei der Finanzierung eines MOOCs stellt sich zum einen die Frage wer bezahlen soll und zum anderen wofür bezahlt werden soll. Bei der Beantwortung der ersten Frage kommen zum einen die Lernenden selbst in Betracht, außerdem Unternehmen auf der Suche nach hochqualifizierten Angestellten, desweiteren der Staat, private Sponsoren oder andere Universitäten oder MOOC-Plattformen.

Inhaltlich (das „Wofür“) sind mehrere Modelle denkbar. Primäres Produkt einer MOOC-Plattform ist der MOOC selbst, also der Kursinhalt. Die Plattform könnte hier eine Gebühr von den Lernenden für den Zugriff auf den Kurs verlangen. Dabei kann in Analogie zum „Freemium“-Modell der Basiskurs, der bloßes Faktenwissen vermittelt kostenfrei sein, der Zugang zu den aufbauenden Kursen, die tiefergehendes Verständnis und die Anwendung des Gelernten vermitteln nur gegen Zahlung erfolgen. Beim „Value-added“-Modell wird die Wissensvermittlung kostenfrei angeboten (z. B. die Lehrvideos und damit zusammenhängende Texte), aber die Übungsaufgaben und Tests sind kostenpflichtig. Ein für Lernende besonders interessantes Zusatzangebot ist der Kontakt zu den Veranstaltern, insbesondere der direkte Zugang zum Lehrpersonal, Tutoren, besonders fortgeschrittenen Kommilitonen oder Lerngruppen.

Beispiele

Der aus einer Idee im MOOC Maker Course (mmc13) entstandene ich.kurs 2013 bietet verschiedene Bezahlmodelle an, die je nach Stufe mehr Material offline zur Verfügung stellen und Zugang zur Kursplattform gewähren. Der MOOC-Anbieter Coursera bietet sog. "Specializations on Coursera" an. Dabei handelt es sich um eine Reihe von (ca. 4-8) MOOCs zum gleichen Thema, die aufeinander aufbauen. Diese müssen im sog. "Signature Track" belegt werden, d. h. mit Identifikationsprüfung und Gebühr. Themen sind z. B. Data Science, Challenges in Global Affairs und Virtual Teacher Program.

Der MOOC-Anbieter Udacity bietet kostenpflichtige Tutoringgruppen und Feedback an.

Neben dem primären Kursinhalt besitzt die MOOC-Plattform eine große Menge an Daten über das Lernverhalten, die Ergebnisse und Interaktionen der Teilnehmer. Auch diese Daten könnten gewinnbringend weiterverwendet werden. So kommt ein kostenpflichtiges Zusatzangebot an Lernende für eine Lerndiagnostik in Frage, die deren Stärken und Schwächen aufdeckt und Hinweise für weiteres Vorgehen bieteten kann. Besonders interessant dürfte der Datenbestand aber für Unternehmen sein, die hochqualifiziertes Personal einstellen wollen. Die MOOC-Plattform begibt sich hier in die Rolle des Headhunters und kann dem Unternehmen (gegen Gebühr) die zu seinem Anforderungsprofil passenden Kandidaten vermitteln oder die Daten eines Bewerber dem Unternehmen zur eigenen Auswertung weitergeben. Auch Universitäten, die nur Bewerber zulassen, welche zu ihrem Profil passen, könnten an den Daten interessiert sein.

Beispiele
Der MOOC-Anbieter Udacity bietet den Teilnehmern die Möglichkeit einen Lebenslauf zum Account hochzuladen. Zusammen mit den bei Udacity gesammelten Daten werden Unternehmen passende Kandidaten für zu besetzende Stellen vermittelt.

Besonders gefragt und in der Praxis schon umgesetzt ist eine kostenpflichtige Prüfung unter Aufsicht zur Erlangung eines Abschlusszertifikats, das mehr Aussagekraft hat und mehr Anerkennung genießt als eine bloße Teilnahmebescheinigung.

Beispiele
Sowohl Udacity als auch Coursera bieten kostenpflichtige Prüfungen an. Während Udacity (in Kooperation mit ProctorU) auf Präsenzprüfungen setzt, versucht Coursera mit Hilfe von Technikeinsatz (Bildschirmkamera, Tastenanschlag), den Prüfling zu identifizieren und die Reliabilität der Prüfung zu erhöhen.

Ebenso könnten bestehende Kurse und das vorhandene Material an andere Plattformen oder Hochschulen zu deren Verwendung kostenpflichtig weitergegeben werden. Hier wären auch Zusammenschlüsse mehrerer Hochschulen zu einer Plattform denkbar, bei der jede beteiligte Hochschule Kurse aus Fachgebieten beisteuert, in denen sie spezialisiert ist, und die Kurse der übrigen Teilnehmer gegen eine Gebühr nutzen darf.

Beispiele
Die Bill & Melinda Gates Foundation sponsored die Entwicklung von MOOCs mit dem Ziel die öffentlich Hochschulausbildung in den USA zu fördern.

In Betracht kommt auch eine Subvention durch den Staat, der die Qualität der Ausbildung auf Hochschulniveau fördern will. Dies geschieht indirekt schon dadurch, dass die Stellen der Wissenschaftler bezahlt werden, die an Hochschulen MOOCs konzipieren. Auch Sponsoring durch Privatpersonen oder Unternehmen, die damit Ziele, die über Altruismus hinausgehen, verfolgen können, sind denkbar. Sie können Imagepflege betreiben oder MOOC-Teilnehmer als Marketingzielgruppe nutzen.

Unternehmen könnten auch für einen auf ihre Bedürfnisse angepassten Kurs für die unternehmensinterne Weiterbildung zahlen. Der Kurs könnte dennoch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und auf diese Weise den personellen Nachschub in diesem Bereich ausbilden. Für sponsornde Unternehmen stellt das kostenpflichtige Branding eines Kurses eine weitere attraktive Option dar, um die eigenen Marke in den Fokus der (Zehntausenden) von Teilnehmern zu rücken. Außerdem könnten sie echte Probleme als Lernaufgaben in die Kurse geben und das kreative Potenzial einer Vielzahl von Personen abschöpfen, um dann die besten Lösungen für die Umsetzung auszuwählen. Gleichzeitig erhalten sie durch das Sponsoring direkten Zugang zu den Experten (Professoren, wissenschaftliche Hilfskräfte und die besten Lernenden) auf diesem Fachgebiet.

Beispiele

Als Weiterbildungs-MOOC kann der MOOC Management 2.0 gelten, der neben unternehmensrelevanten Inhalten auch darauf achtet, Zugangsbarrieren für Unternehmensnetzwerke niedrig zu halten, da dort eine Reihe von überlicherweise genutzten Websites häufig geblockt sind.

Beispiel für das Branding eines MOOC sind Kurse der Plattform Udacity, unter anderem wird der Kurs "Mobile Web Development" mit Unterstützung von Google angeboten oder "Interactive 3D Graphics" zusammen mit AutoDesk.

Literatur