Audience Response System

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Ein Audience Response System (ARS) ist ein elektronisches Abstimmsystem, mit dessen Hilfe die Hochschullehre interaktiver und flexibler gestaltet werden kann (z.B. "Clicker"). Es ermöglicht Feedback und Interaktion selbst in sehr großen Lehrveranstaltungen. Die Vorteile eines solchen Systems bestehen vor allem in der Öffnung von Unterrichtsstrukturen zu einem nutzerbestimmten Lehren und Lernen. Die Lerninhalte können so vom Lehrenden schneller und verständlicher abgefragt und die Lehre dem Lernstand der Veranstaltungsteilnehmer flexibler angepasst werden.

Einen noch größeren Vorteil im Vergleich zu einem klassischen Clicker-basierten ARS, bei dem Abstimmgeräte an die Nutzer ausgeteilt und später wieder eingesammelt werden müssen, bietet ein webbasiertes ARS. Die Vorteile einer Web-Applikation liegen auf der Hand: Zum einen entfällt der hohe logistische Aufwand, den es bei klassischen Feedback-Systemen gibt. Für eine mittelgroße Vorlesung müssten 250 Fernbedienungen in den Hörsaal geschafft, verteilt und am Ende wieder eingesammelt werden. Des Weiteren ist die heutige Abdeckung im Auditorium durch eigene internetfähige Geräten (Smartphones, Tablets, Netbooks, Laptops) nahezu vollständig. Die meisten Hörsäle bieten WLAN-Accesspoints und ein Internetzugang über das Mobilfunknetz ist mittlerweile ebenfalls allerorts möglich.


ARSnova - Webbasiertes Feedback

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Die Open-Source-Lösung ARSnova der technischen Hochschule Mittelhessen ist durch die Umsetzung in HTML5 ein modernes und cross-browser-fähiges Echtzeit-Feedback-System. Es steht Studierenden wie Lehrenden als kostenlose Web-Applikation zur Verfügung. Die verwendete Client-Server-Architektur wurde für den Betrieb in instabiler WLAN-Umgebung und mit langsamen mobilen Verbindungen optimiert. ARSnova ist eine ressourcenschonende Anwendung, die im Idealfall mehrere 100 bis 1000 Nutzer gleichzeitig interagieren lassen kann.

Die Nutzung von ARSnova ist intuitiv, leicht verständlich und es ist schnell einsetzbar. Zu den Funktionen gehören unter anderem


  • Instant-Feedback während einer Veranstaltung ("kann folgen", "schneller/langsamer bitte",…),


  • Anonyme Zwischen-/Rückfragen von Studierenden,


  • Multiple-Choice-Fragen, Freitextantwort, Entscheidungsfragen (richtig/falsch oder ja/nein), Mini-Evaluationen, Mini-Quiz, etc.

Anforderungen

Anforderungen an die Lehre

Die Nutzung von ARSnova ist technisch unkompliziert, bedarf aber einer guten Vorbereitung. Nach der Anmeldung mit den jeweiligen Nutzerdaten auf der Webseite (über die LDAP-Authentifizierung der Hochschule oder ein Google- oder Facebook-Konto) können Inhalte (Umfrage, Lernstandserhebungen, Selbsttests, etc.) erstellt werden. Jedem Veranstaltungstermin kann eine eigene "Session-ID" zugewiesen werden, unter der individuelle Fragen zur Veranstaltung gesammelt und gestellt werden können. Alternativ kann man eine "Session-ID" für jede Veranstaltung anlegen und einzelne Fragen für die jeweiligen Termine freischalten.

Die Fragen müssen (wie bei Multiple-Choice-Prüfungsfragen) klar formuliert sein, damit keine Missverständnisse auftreten können. ARSnova bietet eine Auswahl verschiedener Fragetypen an, die genutzt werden können. Empfehlenswert ist beispielsweise eine Abfrage von Skriptinhalten, mit denen sich die Studierenden auf die Veranstaltung vorbereiten sollen. Mit der Abfrage von "Kennerwissen" erhält der Lehrende so schnell einen Überblick darüber, wie gut die Studierenden vorbereitet sind.

Der Einsatz von ARSnova bedarf minimaler technischer Vorbereitung. Ein WLAN-Netz sollte verfügbar sein, mindestens aber die Möglichkeit ein Mobilfunknetz zu nutzen. Die Nutzer loggen sich über die Webseite in eine vorbereitete Session ein und stimmen ab. Zum schnelleren Aufrufen der Session im Netz kann mittels Beamer ein QR-Code (Barcode) an die Wand projiziert werden, der mit einem Scanner im Smartphone abgerufen werden kann. So erhalten die Studierenden direkt Zugang zur laufenden Umfrage der Veranstaltung. Zur besseren Verfolgung der Auditoriumsmeinung kann auch ein Widget installiert werden, mit dem die Lehrenden das Feedback der Studierenden auf dem Bildschirm immer im Blick haben. Keines dieser Angebote ist aber zwingend für den Einsatz von ARSnova erforderlich.

Medientechnische Anforderungen

Bei der ersten Version von ARSnova ist leider noch der Einsatz von sogenannten Webkit-Browsern (z.B. Apple Safari oder Google Chrome) erforderlich, die aufgrund ihrer Programmiersprache in der Lage sind auf den meisten PCs, Tablets und Smartphones zu laufen. Da das System HTML5-basiert ist, sollte während der Nutzung nicht der „Zurück“-Button des Browsers genutzt werden, da man sonst ausgelogged wird. Stattdessen muss die bereitgestellte Navigation verwendet werden.


Einsatzszenarien

Die Nutzung von ARSnova ist zur Aktivierung der Lernenden gedacht. Durch die Einführung von Zwischenfragen oder -tests mit vorbereiteten Fragen im Abstand von 15 bis 30 Minuten werden die Studierenden angeregt, sich aktiv zu beteiligen und sich idealerweise auch kurz mit den anderen Kursteilnehmern in Bezug auf die gestellte(n) Frage(n) auszutauschen. So wird der Sitznachbar beispielsweise in diesem Fall kurz zum „Lehrer“ oder es entsteht ein kollaboratives Arbeiten zwischen den Studierenden. Sie unterrichten sich gegenseitig („peer teaching“). Bei der Abstimmung werden die Ergebnisse anonym gesammelt und die richtige Antwort kann dann im Plenum besprochen und erörtert werden. Diese Methode des „inverted teaching“ wird auch als Peer Instruction[1] bezeichnet. Ein ähnliches didaktisches Konzept ist das von Jean-Pol Martin entwickelte Modell des "Lernen durch Lehren" (LdL).

Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist das anonyme Feedback, das der Lehrende für seine Veranstaltung am Ende der Sitzung einholen kann bzw. das Studierende nach einem Referat/einer Präsentation von ihren Kommilitonen erhalten können ("peer evaluation").

Ein besonderes Einsatzszenario für ARSnova ist die Kombination mit einer live gestreamten Veranstaltung. In diesem Fall kann ein Studierender ortsunabhängig an der Veranstaltung teilnehmen, indem er die Übertragung der Veranstaltung im Internet anschaut und an den Umfragen via ARSnova partizipiert, Rückfragen stellt und Feedback gibt.

Ein Feedbacksystem wie ARSnova sollte didaktisch gut vorbereitet, durchdacht benutzt und den Studierenden als Ergänzung zur Veranstaltung präsentiert werden. Besonders der Hinweis auf die Anonymität ist sehr wichtig, da es Studierenden die Möglichkeit bietet sich zu beteiligen, obwohl sie in großen Veranstaltungen eher Hemmungen haben sich zu Wort zu melden.


Didaktische Konzeption

Bei dem Einsatz von ARSnova steht vor allem die Steigerung der Interaktion zwischen Lehrendem und Auditorium im Mittelpunkt. Durch die Feedbackmöglichkeit bekommt der Studierende die Gelegenheit sein Verständnis kundzutun und der Lehrende behält den Überblick über das Verständnis der Studierenden für die Materie. Ebenso hat der Studierende die Möglichkeit Zwischenfragen zu stellen, die der Lehrende während oder nach der Veranstaltung beantworten kann.

Durch die Zwischenfragen des Dozenten zu veranstaltungsrelevanten Themen entstehen auch andere Sozialformen. Die Studierenden können sich untereinander austauschen, diskutieren und voneinander und miteinander lernen. Durch die Abstimmung am Ende der kurzen Diskussionsrunden werden die Arbeitsergebnisse zentral erfasst und können anschließend weiter verwendet und/oder von anderen Gruppen bearbeitet werden.


Workflows

Workflow - Anmeldung und anlegen einer Session mit Fragen als Dozent Uni Halle

Workflow - Anmeldung und betreten einer Session als Studierender

Funktionen des Presenters

Der ARSnova Presenter ist ein ergänzendes Tool zu ARSnova.
Hinweis: Da das System HTML5-basiert ist, sollte während der Nutzung nicht der „Zurück“-Button des Browsers genutzt werden, da man sonst ausgelogged wird. Stattdessen muss die bereitgestellte Navigation verwendet werden.


Zurzeit kann ARSnova leider nur in Google Chrome oder Apple Safari genutzt werden! (Update folgt!)


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Abb. 1: Für ARSnova stehen ein Dozenten- und ein Zuhörerzugang bereit. Um eine Veranstaltung anzulegen, muss man sich als Dozent einloggen.


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Abb. 2: Zurzeit gibt es nur die Möglichkeit, sich mit einem Google-Benutzerkonto anzumelden.


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Abb. 3: Dies ist der Startbildschirm, auf dem eine Übersicht aller erstellten Veranstaltungen zu finden ist. Um eine neue Veranstaltung anzulegen, klickt man auf „Neue Session anlegen“.


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Abb. 4: Die Veranstaltung braucht einen Namen und ein Kürzel, unter dem die Session in der Sammelliste (s. Abb. 3) zu finden ist. Wichtig ist hier die Session-ID, die auf dem Startbildschirm der laufenden Session angezeigt wird. Über diese Nummer erhalten Zuhörer/innen Zugang zu der Veranstaltung und den dazugehörigen Fragen. Die Veranstaltung wird über „Speichern“ angelegt und kann in den nächsten Schritten bearbeitet werden.


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Abb. 5: Abgebildet ist der Startbildschirm der Einzelveranstaltung. Unter dem Menüpunkt „Fragen an das Publikum“ gibt es die Möglichkeit, alle Fragen zur Veranstaltung zu sehen, zu verwalten (erstellen, freischalten, löschen) und die Auswertungen zu sehen. Unter „Zwischenfragen“ werden alle Zwischenfragen der Zuhörer/innen gesammelt und stehen zur Einsicht bereit. Über den Punkt „Sofort-Frage“ gelangt man direkt zum Frageeditor (s. Abb. 7). Über den Punkt „Session sperren“ kann die Veranstaltung gesperrt werden. So kann niemand von außen in die Veranstaltung eintreten, auch nicht wenn die Session-ID bekannt ist. Über den Punkt „Session löschen“ wird die komplette Veranstaltung inklusive aller dazugehörigen Fragen gelöscht.


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Abb. 6: Im Übersichtsbildschirm der „Fragen an das Publikum“ können über das Plus-Symbol neue/weitere Fragen angelegt werden. Ein Klick auf die einzelnen Fragen führt zum Fragemanager der jeweiligen Frage. Hier kann die Frage verwaltet werden (s. Abb. 8).


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Abb. 7: Über das Plus-Symbol auf der vorherigen Seite gelangt man in den Frageeditor. Hier wird über die Menüleiste der Fragetyp ausgewählt. Zur Auswahl stehen:


  • Abfrage (Antwortmöglichkeiten: Trifft voll zu, trifft eher zu, weiß nicht, trifft eher nicht zu, trifft nicht zu)
  • Noten (Antwortmöglichkeiten: sehr gut, gut, befriedigend, ausreichend, mangelhaft, Enthaltung)
  • Multiple Choice (standardmäßig 4 Antwortmöglichkeiten, wovon eine richtig ist; über „+“/ „–“ Anzahl der Antwortmöglichkeiten veränderbar)
  • Ja/Nein (2 Antwortmöglichkeiten, nicht veränderbar)
  • ABCD (4 Antwortmöglichkeiten, nicht veränderbar)
  • Freitext (Textbox zur freien Antwortformulierung)

Im oberen Teil des Bildschirms wird eine Kategorie für die Fragen angelegt sowie die Frage formuliert. Bei den Fragetypen MC und ABCD müssen dann noch Antwortmöglichkeiten vorgegeben werden. Bei den MC-Fragen gibt es eine richtige und mehrere falsche Antworten, bei den ABCD-Fragen jeweils ein Schlagwort zu A, B, C und D. Außerdem muss bei letzterem Fragetyp das richtige Schlagwort markiert werden.



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Abb. 8: Der Fragemanager verwaltet die einzelne Frage. Über die Buttons im oberen Teil kann (1.) eine statistische Auswertung der abgegebenen Antworten aufgerufen, (2.) die Frage gesperrt/freigeschaltet, (3.) die Statistik freigegeben, (4.) alle bisherigen Antworten gelöscht, (5.) die richtige Antwort hervorgehoben und (6.) die Frage komplett gelöscht werden. Nicht bei allen Fragetypen sind alle sechs Optionen vorhanden.


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Abb. 9: Nachdem die Fragen freigeschaltet und von einem Publikum bearbeitet wurden, wird auf dem Übersichtsbildschirm am rechten Rand die Anzahl der abgegebenen Antworten angezeigt. Über den Fragemanager (s. Abb. 8) können die Antworten sowie eine Statistik abgerufen werden. Einfacher und übersichtlicher ist jedoch die Anzeige über den Button „Vorstellen“ in der oberen rechten Ecke. (s. Abb. 10)


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Abb. 10: Im Präsentationsmodus werden die Fragen abgebildet, wie das Publikum sie empfängt. In der oberen rechten Ecke befindet sich ein Kontrollmenü. Über „Verlassen“ kehrt man in den Übersichtsbildschirm zurück, über „Statistik“ erhält man einen Überblick über die abgegebenen Antworten (Balkendiagramm oder Liste mit Freitextantworten). Die Zahlen ganz rechts zeigen an, bei welcher Frage von wie vielen man sich gerade befindet (hier: Frage 3 von 6). Um zur nächsten oder vorherigen Frage zu kommen, klickt man mit der Maus auf den grauen Hintergrund und zieht die Maus nach links, um vorwärts oder rechts, um zurück zu kommen.


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Abb. 11: Ein Beispiel für eine Statistik über die abgegebenen Antworten. In diesem Fall wurde nur eine Antwort abgegeben, deshalb ergibt sich für die Note „gut“ ein Wert von 100%. Über den Button „Zurück“ in der oberen linken Ecke gelangt man zurück zur Frage.


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Abb. 12: Am unteren Rand jeder Seite findet sich ein Menü mit fünf Buttons. Diese helfen bei der Navigation und Übersicht. Der „Session“-Button ist das Hauptmenü. Solange man sich innerhalb des Fragenpools oder einzelner Fragen befindet, ist dieser Button markiert. Wenn einer der anderen vier Buttons aktiviert wird und man später wieder in die Session wechseln will, führt dieser Button wieder zurück zum letzten Bildschirm der Session.

Das zweite Icon gibt Feedback zum derzeitigen Verständnis der Zuhörer/innen. Diese haben die Möglichkeit, Feedback zum Verständnis zu geben. Färbt sich dieses Männchen von grün über orange zu rot zeigt sich wie gut die Zuhörer/innen der Veranstaltung folgen können. Ein Klick auf das ARSnova-Männchen führt zu einer statistischen Auswertung des abgegebenen Feedbacks.

Über den „Fragen“-Button gelangt man in das Menü der von Publikum gestellten Zwischenfragen. Wenn hier neben dem Icon eine Zahl steht, sieht man, dass es Rückfragen gibt und deren Anzahl.

Der Punkt „Mensa“ ist ein eingebautes Spiel, mit dem Teilnehmer das Essen der Mensa in der THM Gießen bewerten können.

Der „Info“-Button führt ins Impressum und zum Helpdesk von ARSnova. Hier finden sich auch statistische Auswertungen zur Nutzung von ARSnova, Informationen über den Entwicklungsstand und weitere Informationen.


Eine weitere Hilfe bietet das ARSnova-Widget, das man sich über die Downloadseite von ARSnova an der THM Gießen herunterladen kann. Nach der Installation liegt auf dem Desktop eine Verknüpfung, über die das Widget gestartet wird. Als Login wird die Session-ID abgefragt. Es öffnet sich ein kleines Fenster, das sich über die Powerpoint-Folien der Präsentation (oder sonstiger Applikationen, die geöffnet sind) legt. Über dieses Fenster hat der Dozent Einblick in das abgegebene Feedback zur Veranstaltung.

Auch hier gibt es ein Menü mit verschiedenen Funktionen. Es gibt einen Button zum Wechseln zu einer anderen Session (führt zurück zum Login), einen Button, der das Fenster transparent schaltet, eine Funktion, welche die Darstellung auf den gesamten Bildschirm erweitert (Fullscreen), eine weitere Funktion, über die die Ansicht von Balkendiagramm zum ARSnova-Männchen möglich ist sowie die Möglichkeit, einen QR-Zugang direkt für die Veranstaltung zu generieren. Diese letzte Funktion ermöglicht es den Studierenden, sich direkt über ihr Smartphone in die Veranstaltung einzuloggen, ohne den längeren Weg über den Browser mit dem Eintippen der URL und der Session-ID zu nehmen.

Quellen

Literatur

Bruff, D.: Teaching with classroom response systems: creating active learning environments. Jossey-Bass/Wiley New York 2009

  1. Mazur, E.: Peer instruction: A user’s manual. Prentice Hall/Pearson Education New York 1996

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